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Gemeinsames Bekenntnis zum Frieden

Franziskaner luden zu "Assisi in Danzig" ein
(Adalbertus-Forum April 2007 -
zum Original)

Zwanzig Jahre war es her, dass Papst Johannes Paul II. in Assisi ein Zeichen setzte. Damals im Oktober 1986 hatte er Vertreter der drei monotheistischen Religionen zu einem Friedensgebet in die Stadt des heiligen Franziskus nach Assisi eingeladen, um für den Weltfrieden zu beten. Die Franziskaner, die in Danzig das Maximilian-Kolbe-Haus leiten, in dem wir schon oft zu Gast waren, wollten diesem Beispiel folgen und luden die in Danzig vertretenen Religionsgemeinschaften am 27. Oktober 2006 zu “Asyz w Gdansku”, also “Assisi in Danzig” ein. Auch das Adalbertus-Werk war zu dem Treffen eingeladen und beteiligte sich mit 12 Personen daran.

Den Auftakt bildete am Morgen eine Fahrt zu den Friedhöfen. Erstes Ziel war der jüdische Friedhof in Zoppot. Alle Männer bekamen am Tor eine Kippa, die jüdische Kopfbedeckung, die bei Gottesdiensten zu tragen ist. Der Danziger Gemeindevorsteher Jakub Szadaj erklärte etwas zur Geschichte des Friedhofs und sprach ein kurzes Gebet. Mit jüdischen Liedern, die mit Gitarrenbegleitung vorgetragen wurden, schloss die kleine Gebetseinheit.
Zweite Station war der Tatarenfriedhof. Manchem Teilnehmer der Exkursion wird es neu gewesen sein, dass es seit langer Zeit eine muslimische Religionsgemeinschaft in Danzig gibt. Sie besteht aus Tataren, die vor Jahrhunderten aus dem Osten geflohen sind und sich in Danzig niederließen. Die ca. 30 Gräber auf dem Tatarenfriedhof, einem Teil des Friedhofs an der Ulica 3-go Maja, waren vielfach aus wertvollem Stein und mit einem Halbmond geschmückt. über die Geschichte des Friedhofs und der tatarischen Minderheit klärte uns der Sohn des Imams Prof. Selim Chazbijewicz auf.
Als dritte Station besuchten wir dann den “Friedhof der nicht existierenden Friedhöfe” neben der Fronleichnamskirche. Dort gestalteten wir als Adalbertus-Werk eine Andacht, unter anderem mit dem Gebet, das Gerhard Nitschke bei der Eröffnung des Friedhofs gesprochen hatte.

Der Höhepunkt von “Assisi in Danzig” erwartete uns am Nachmittag. Im Vorhof der Trinitatiskirche war ein Zelt aufgebaut, in dem sich die Religionsvertreter und die Gemeinde einfanden. Trotz der kühlen Außentemperaturen war man bewusst nicht in die Kirche gegangen, um deutlich zu machen, dass es sich hier um eine interreligiöse Veranstaltung handelte. Vertreten waren dort die jüdische Gemeinde, die muslimische Gemeinde, sowie fünf christliche Konfessionen: die griechisch-orthodoxe, die griechisch-katholische (also unierte), die polnisch-katholische (also altkatholische), die armenische und die römisch-katholische Kirche, vertreten durch den Danziger Erzbischof Tadeusz Goclowski. Auch Pater Diethard Zils OP nahm als Vertreter des Adalbertus-Werkes zwischen den Geistlichen Platz. Eigens angereist für den Tag war der Franziskanerpater Massimiliano Mizzi OFMConv. aus Assisi, der Papst Johannes Paul II. 1986 in Assisi als Sekretär zur Seite gestanden war und so den Geist des Urtreffens in Assisi verkörperte. Ein Gospelchor sorgte für eine heitere und zugleich besinnliche Stimmung. Ebenso trug ein jüdisches Ensemble zur musikalischen Gestaltung bei.
Jeder Religionsvertreter erhielt die Gelegenheit, aus seiner Sicht eine Stellungnahme zum Thema Frieden abzugeben und ein Gebet zu sprechen. Dadurch wurde sowohl die Vielfalt der Bekenntnisse als auch der gemeinschaftliche Wunsch nach Frieden und Heil erlebbar. Besonders mitreißend gestaltete Pater Diethard sein Gebet mit einem Lied in deutscher und polnischer Sprache. Leider konnten wir als deutsche Vertreter nur begrenzt die Inhalte verfolgen, da nur wenige da waren, die im kleinen Kreis simultan übersetzen konnten. Doch der feierliche Charakter war auch so spürbar, besonders als am Ende jeder Geistliche einen kleinen Olivenbaum erhielt als Erinnerung an den Nachmittag und als Auftrag, den Geist von Assisi auch in die jeweilige Gemeinde zu tragen.
An den Gebetsnachmittag schloss sich eine Podiumsdiskussion unter dem Titel “Symposium der Einheit” und der Leitung von Adam Hlebowicz (Chefredakteur von Radio Plus) zum interreligiösen Dialog im Danziger Nationalmuseum an. Leider konnten auch hier die nicht polnisch-sprachigen Teilnehmer die Diskussion nur sehr bruchstückhaft verfolgen. Im Rahmen der Veranstaltung wurde außerdem die Ausstellung “Die 10 Gerechten” eröffnet. Sie zeigte Lebensdokumente von Danziger Bürgern aus verschiedenen Jahrhunderten, die sich auf sehr unterschiedliche Weise für den interreligiösen und interkulturellen Dialog eingesetzt hatten.

Ein unerwartetes Highlight erwartete uns schließlich noch, nachdem die Diskussion beendet war. Da es ein Freitagabend war, lud uns die jüdische Gemeinde ein, mit ihr den Beginn des Schabbat zu begehen. Unter der Leitung von Rabbi Burt E. Schuman, der ein amerikanischer Jude ist und kurz vorher das Amt des Synagogenvorstehers in Warschau übernommen hatte, lernten wir die vorabendliche Schabbat-Zeremonie mit ihren Gesängen und Gebeten kennen. Bei einem vorzüglichen Buffet klang der Abend aus und endete mit persönlichen Gesprächen.
Dank der Initiative, der Danziger Franziskaner, machte der Tag “Assisi in Danzig” die Vielfalt der religiösen Bekenntnisse bewusst und gab Anlass, sich untereinander kennen zu lernen und miteinander für den Frieden in der Welt einzusetzen und zu beten.

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